24.06.2014

Das holografische Weltmodell


Das Ganze im Teil? Das Modell des kosmischen Netzwerks (l.) im 
Vergleich mit dem neuralen Netzwerk biologischer Nervensysteme (r.).


[...] Am deutlichsten wird ein solches holografisches Universum im chinesischen Mahayana-Buddhismus beschrieben, etwa in der Metapher von "Indras Netz". Die Vorstellung dahinter besagt, dass ausgehend von Indras Himmelspalast auf dem Berg Sumeru ein großes Netz sich in alle 10 Himmelsrichtungen unendlich weit erstreckt. Die Knoten dieses Netzen enthalten je einen glänzenden und durchsichtigen Edelstein. In den geschliffenen Flächen dieser unendlich vielen Edelsteinen spiegeln sich alle anderen Edelsteine. Diese unzählbaren Bilder spiegeln sich wiederum in allen anderen Edelsteinen des Netzes.  

Diese Beschreibung von Indras Netz findet im Buddhismus noch heute breite Anwendung. Moderne buddhistische Autoren und Gelehrte wie der vietnamesische Mönch Thich Nhat Hanh oder der japanische Zen-Meister T. D. Suzuki greifen bei ihren Darlegungen des Buddhismus auf Indras Netz zurück. Anhänger des engagierten Buddhismus betonen mit Indras Netz die Verbundenheit aller Lebewesen und somit die soziale Verpflichtung gegenüber den anderen.

Aber auch im Westen hat die Metapher vom Netz Indras die Menschen inspiriert und wurde von Informatikern, Philosophen, Esoterikern und Sozialdiensten verwendet. Dies ist kein Zufall: Wir im Westen leben in einer technologisch entwickelten Gesellschaft, wo die Wandlungsfähigkeit der Dinge und der interaktive Austausch mehr und mehr das intellektuelle Denken beherrscht. Modelle, die auf der Vorstellung von vernetzter Kommunikation basieren, treffen wir nicht nur im Bereich der Esoterik und der Mystik an. Geisteswissenschaftliche Denkrichtungen erfassen die Sprache und die Kultur ebenfalls als Beziehungsgeflecht, und erst in diesem erhalten sprachliche Begriffe oder kulturelle Äusserungen ihre Bedeutung und ihren Sinn. Und die Computertechnologie mit ihren Internet- und Kommunikationsnetzwerken scheint in dieser Hinsicht geradezu eine Erfüllung des holografischen Paradigmas zu sein. Holografische Modelle können Phänomene wie das Wetter, den Menschen, Bereiche der Gesellschaft etc. treffender beschreiben als die Metaphern von Maschinen und Mechanik, wie sie in Europa seit der Neuzeit vorherrschend waren.

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http://www.vm2000.net/49/flocotausin/holografischesmodell.html

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